Gedankenspiele

Weihnachtliche Empfindlichkeiten können manchen froh, aber auch schwermütig machen.

Emotionalität empfindet nahezu jeder. Ob es dazu des Hypes um Weihnachten braucht sei einmal dahingestellt, denn nicht jeder empfindet bei dem Geruch eines Tannenbaumes im Wohnzimmer das Gleiche.

Kindheits- und Lebenserinnerungen an Situationen und Menschen schwappen zu unterschiedlichsten Gelegenheiten nach oben. Der Geruch nach würzigem Pfeifentabak lässt den gestrengen Vater vor dem inneren Auge erscheinen, der Anblick von Hosenträgern das des altersmilden Großvaters und die wundervolle Welt der Gerüche öffnet viele Erinnerungstürchen an die Kochkünste von Mutter und Großmutter oder an viele andere Situationen und Menschen.

Manche Erinnerungen wären besser unter der Decke des Vergessens geblieben, andere führen zu wohliger innerer Wärme. Sie fragen aber nicht zuvor an, ob sie willkommen sind, sondern sie sind einfach … da.
Derjenige, der gerade zu Weihnachten von Erinnerungen überschwemmt wird, muss sich dann auch jetzt damit auseinandersetzen. Mir persönlich hilft sehr oft der Gedanke, dass ich trotz widriger Umstände hier und jetzt angekommen bin, meine Lehren daraus gezogen habe und von guten Geschehnissen dabei begleitet und getragen wurde.

Niemand hat gesagt, dass das Leben immer schön sein muss. Jedes Ende ist mit Trauer verbunden, aber auch viele mit der Hoffnung, dass es danach besser werden könnte. Leider können auch die schönsten Hoffnungen trügen, deshalb sollte man tunlichst an den kleinen Desastern für die gewaltigen üben. Das Leben geht nämlich rücksichtslos weiter und macht den Augenblick viel zu wertvoll, um ihn ungenutzt verstreichen zu lassen. Es besteht nur zu oft aus aus Gegensätzen. Freude und Trauer, Geburt und Tod sind beredte Zeugen.

Das Bewusstsein, dass vor und nach unserer Existenz die Erde und das Universum bereits Äonen existiert haben und weitere existieren werden, macht das intensive Erleben des Augenblick noch wichtiger. Die Natur kennt dabei weder Gut noch Böse. Moral ist „lediglich“ eine Kategorie des menschlichen Geistes und dessen individueller oder auch kollektiver Wertschätzung.
Wer damit überfordert ist, sucht vielleicht sein Heil in der Obhut einer Gemeinschaft und deren bindenden Regeln oder in denen seiner schutzversprechenden Götter, in tröstenden Ritualen oder Geschichten, die die Mühsal des Lebens erträglicher machen sollen. Wenn es dann mit dem Schutz nicht so funktioniert wie man es sich vorgestellt hat, darf man nicht verzweifeln, sondern muss sich auf seine eigenen Stärken besinnen und sein Leben so gut es geht meistern!
Denn darauf kommt es letztendlich an. Jeder muss sein Leben im Einklang mit sich selbst, seinen Ansprüchen und Werten im Rahmen seiner Möglichkeiten bis zum Ende seiner eigenen Existenz gestalten.
Wenn man sich dann fragt, ob man sich selber gerne als Freund, Bruder, Vater, Vorgesetzten oder Kanzler gehabt hätte und sich beruhigt zurücklehnen kann, hat man bereits viel gewonnen.