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Bleib weg vom Wasser!

Das Jahrtausendhochwasser von 1342 (Magdalenenflut) vernichtete europaweit die Existenz von abertausenden Menschen und sorgte Jahrzehnte lang für Not und Elend.
Wir müssen heute feststellen, dass wir daraus leider nichts gelernt haben!
Im Gegenteil, wir haben sie verdrängt und vergessen!

(Spektrum Geschichte 04/2023)

Die Wassermassen aus einem anhaltenden Regen trafen auf eine Landschaft, die in folge einer massiven Abholzung der Erosion wenig entgegenzusetzen hatte. Vor allem in den Hanglagen wurden Millionen Tonnen fruchtbaren Ackerbodens weggespült und somit die Lebensgrundlage weiter Teile Deutschlands und Europas.

Zeitgenössische Berichte sprechen davon, dass man über die Mauern von Köln mit Kähnen fahren konnte, die Donau überflutete die Brücke von Straubing, Nürnberg wurde überflutet, Erfurt, Kassel und Meißen meldeten Land unter, in Friesland, Eiderstedt und Dithmarschen spülten die Fluten der Eider und Elbe alle Äcker fort. Insbesondere die Sturzfluten des Main zerstörten ganze Städte. Aber auch in anderen Gegenden Europas stürzten Mauern ein, wurden Brücken weggeschwemmt und Städte und Landschaften zerstört.

Aber es war nicht nur die Natur, die unerbittlich zuschlug, sondern auch der Mensch trug vieles dazu bei, dass die Katastrophe biblische Ausmaße annehmen konnte.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass der enorme Bevölkerungszuwachs während der mittelalterlichen Klimaanomalie, von 40 auf 60 Millionen Menschen (das sind 50% Bevölkerungszuwachs), dazu führte, dass man jede freie Ackerfläche nutzen musste, um die Bevölkerung zu ernähren. Der rasant wachsende Rohstoffbedarf der Brennöfen der Töpfereien, die Eisenverhüttung, die Bautätigkeit, Papierherstellung, Heizung und Kochen führten zu massiven Rodungen der Wälder.
Diese Zeitperiode war darüber hinaus von vielen Extremwetterereignissen geprägt. Im 14. Jahrhundert steckte Europa in einem Klimakarussel.

Allerdings war der damalige Temperaturanstieg in seiner Größenordnung nicht annähernd mit den heute zu verzeichnenden Extremausschlägen zu vergleichen!
Die damaligen Auswirkungen umfassten aber bereits alles, was uns heute prophezeit wird. In den Jahren 1315 -18 kam es zu Ernteausfälle, Viehseuchen, Hungersnöte, Heuschreckenplagen (1336 -38) und Extremwetterlagen.
Die Wassermassen hatten nicht nur die Infrastruktur, Städte und Feldfrüchte zerstört, sondern auch Trinkwasserquellen nachhaltig verunreinigt und vor allem zu gewaltigen Bodenerosionen geführt. In den betroffenen Gebieten lagen die Äcker im Schnitt (!) 25 cm tiefer, als zuvor! Ortschaften mussten reihenweise aufgegeben werden, weil die Lebensgrundlage der Bewohner zerstört war.
Geologen können noch heute die Auswirkungen dieser Massenerosion in den Ablagerungen etlicher Bodensenken nachweisen.

Und …
Eine „ungeheure Theuerung“ hatte zur Folge, das Menschen Hafermehl mit gemahlenem Holz streckten oder Flechten zu Mehl verarbeiteten.
Als 1347 die Pest Europa erreichte hatte sie leichtes Spiel mit der ausgemergelten Bevölkerung und raffte ca. 1/3 der Menschen dahin.

Der Klimaforscher Rüdiger Glaser prophezeit, dass sich derartige Ereignisse durchaus wiederholen könnten, wie die Überflutung des Ahrtals 2021 gezeigt hat. Auch dabei handelte es sich jedenfalls um kein singuläres Ereignis. Bereits 1804 und 1910 hat es dort ähnliche Flutkatastrophen gegeben.
Kein Damm und kein Auffangbecken kann solche massive Fluten zurückhalten. Solchen Extremwettern kann man auch nicht mit der Renaturierung der Flussläufe und Aufforstung der Wälder entgegentreten, so wichtig und wünschenswert sie für unser Habitat auch sein mögen!

Wir müssen nur endlich aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen und der einfachen Grundformel gehorchen:
Bleib weg vom Wasser!

Wir müssen unsere Böden vor Verunreinigungen und Erosion schützen und müssen unsere menschengemachte Klimakatastrophe nachhaltig und rechtzeitig in den Griff bekommen. Sonst … siehe oben! Das Mittelalter lässt grüßen!
Wir haben es in der Hand und können uns relativ einfach auf eine nachhaltigere Lebensweise zurückziehen, ohne unseren Wohlstand gänzlich in Frage zu stellen.
Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, Müllvermeidung, CO2-Reduzierung, veganere Ernährung, Tempolimit, Vermeidung von Überdüngung, Stop der Ausrottung ganzer Arten, Trinkwasserschonung, Beendigung des intensiven Einsatzes von Antibiotika und Ausweitung von geschützten Lebensräumen für Flora und Fauna u.V.m.

Ein unverstellter Blick in die Geschichte erleichtert die Erkenntnis!