Die Klimakrise zeichnet sich immer deutlicher ab!
(KStA Green, vom 13.10.2023)
Es ist Herbst. Zeit für rot gefärbtes Laub und Kastanien, für die ersten Kerzen im Fenster und penetrante Werbung für Pumpkin Spice Latte. In den vergangenen Wochen mochten sich die traditionellen Herbstgefühle jedoch nicht immer einstellen. Ist ja auch schwierig, wenn man bei 26 Grad am Rhein sitzt, oder?
Verantwortlich für diese Veränderung ist natürlich der Klimawandel. „Prinzipiell kann man sagen, dass der Sommer in die Verlängerung geht: Die Temperaturen im September und Oktober sind im Schnitt um rund ein halbes Grad angestiegen“, sagt Bianca Plückhahn vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die langsam kühler werdenden Tage, die wir aus dem Herbst kennen, verschieben sich immer weiter in die Wintermonate.
Die langsam kühler werdenden Tage verschieben sich immer weiter in die Wintermonate.
Copyright: Christine Badke/Midjourney
Welche, zeigt die sogenannte Phänologie, die sich mit den Entwicklungen im Tier- und Pflanzenreich im Laufe eines Jahres beschäftigt: Forscherinnen und Forscher beobachten, in welchem Rhythmus Pflanzen austreiben oder Tiere sich paaren.
Demnach beginnt der phänologische Frühherbst, wenn die Beeren des Holunders reif sind. Das war zwischen 1961 und 1990 im Schnitt der 5. September. Doch in den vergangenen drei Jahrzehnten waren die Holunderbeeren im Deutschland-Mittel schon am 24. August reif.
Der phänologische Spätherbst endet, sobald die Stieleiche ihre Blätter verliert. Auch dieses Ereignis hat sich in den vergangenen 30 Jahren verschoben, und zwar zwei Tage nach hinten.
„Der Herbst dauert jetzt also zwei Wochen länger als noch im Zeitraum 1961 bis 1990“, fasst Plückhahn zusammen. Für die Pflanzen fehlen so wichtige Ruhephasen, außerdem treiben sie teils zu früh wieder aus.
Fledermäuse haben, wenn es in Richtung kalte Jahreszeit geht, ein ganz anderes Problem. Normalerweise nisten sie sich in kleinen Höhlen und Rissen von Totholz ein. Da die deutschen Wälder allerdings inzwischen häufig so jung seien und „frisch geerntet“ würden, fehle den Tieren dieser Lebensraum, sagt Naturschützer Martin Denecke. „Die jungen Bäume sind noch nicht vom Alter gezeichnet und somit keine Hotels.“
Denecke ist Teil einer Gruppe von Ehrenamtlern, die in Leichlingen zuletzt Nistkästen für Fledermäuse aufgehängt haben. Die Kästen dienen dabei unterschiedlichen Zwecken. Manche sind massive Quartiere, in denen die Tiere ihren Winterschlaf halten können. In anderen – Denecke nennt sie „Wochenstuben“ – ließen sich häufig Weibchen mit Jungen nieder. Oder sie gebären in den Wohnstuben. Und dann gibt es noch einfache Schlafkästen für einen kürzeren Zeitraum.
Die Tiere lassen sich so gerne in diesen Kästen nieder, weil es dort kühl, aber frostfrei sei, sagt Denecke. Eben wie im Totholz. „Die Tiere sind darauf angewiesen.“ Der Populationsdruck sei so stark, dass sie „alles nehmen, was sie kriegen können“. Er erklärt außerdem, wieso Weibchen den Winter eher überleben als Männchen.
Zuletzt wagen wir einen Blick auf etwas, was zwischen gefühlter Science Fiction und ehrgeiziger Wissenschaft diffundiert: technischen Möglichkeiten, den Klimawandel einzudämmen.
Das sogenannte Geoengineering ist teilweise hochumstritten – vor allem die Idee, den Wärmehaushalt der Erde künstlich zu verändern. Die Vorschläge dafür reichen von gigantischen Sonnenschirmen oder -reflektoren im All bis zur Impfung der Stratosphäre mit Sulfaten, um die Sonnenstrahlung zur Erde abzumildern.
Das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) der Universität Bern hat nun in einer Studie untersucht, ob man mit einer künstlichen Abdunkelung der Sonne das Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes verhindern könnte. Mitautor Thomas Stocker, Professor für Klima- und Umweltphysik, kommt dabei zu folgendem Schluss: „Geoengineering wäre ein (…) potenziell gefährlicher Eingriff der Menschen in das Klimasystem, was gemäß Artikel 2 der Uno-Klimarahmenkonvention auf jeden Fall verhindert werden sollte.“ Dabei ist die Forschung längst voll im Gange.
