Gesellschaft

Freiheit und was daraus werden kann

Es ist schon interessant, wenn man in älteren Büchern stöbert und dort erhellende Ausführungen zu den aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen findet.

Michael Schmidt-Salomon hat 2006 in seinem Buch “Manifest des evoutionären Humanismus“, Seite 89, einige Zeilen zu den Auswirkungen der Aufklärung zur Mitte des letzten Jahrhunderts aufgeführt und sich dabei auf Erich Fromm bezogen.
„Freiheit von Unterdrückung muss nicht unbedingt mit Freiheit zu selbstbestimmten Leben einhergehen, sondern löst unter bestimmten Vorraussetzungen antiliberale Fluchtmechanismen aus.“
Demnach reicht es nicht aus Menschen von Borniertheit und Unterdrückung zu befreien, sondern man muss ihnen lebensnahe „Vorschläge zum sozialen Setting“ unterbreiten, die ihnen überhaupt ermöglicht die „Freiheit zum selbstbestimmten Leben“ anzunehmen. Anderenfalls würden sie anfällig für totalitäre Systeme, die ihnen Geborgenheit böten.

Wenn man diesen Gedanken folgt, sind einige Begebenheiten der jüngeren Vergangenheit erklärlicher.
Die Bürger der ehemaligen DDR sind von ihrem Regime „befreit“, aber dann von der deutschen Politik alleingelassen worden. Heute feiert die AfD insbesondere in ostdeutschen Ländern ihre Erfolge.
Der sogenannte Rostgürtel in den USA ist nach der Rezession der Stahlindustrie sträflich vernachlässigt worden und wurde für Trump zur leichten Beute.
In vielen Ländern erschallt der Ruf nach der starken Hand, nachdem es mit dem Wohlstand bergab geht.  
Es reicht nicht die Religion zu entzaubern, ohne den Menschen ein gemeinsames ethisches Dach zu bieten. Man spielt damit Fundamentalisten und religiösen Eiferern anderer Religionen direkt in die Hände.

Diese Erkenntnis ist zwar hilfreich, aber erst die Übernahme der kreativen Verantwortung durch Politiker und Gesellschaft könnte Schlimmeres verhindern.