Gesellschaft und Politik

Gibt es eine Alternative für Deutschland?

Es gibt einige Ereignisse der letzten Zeit, die mich aufgeschreckt haben.

Die selbsternannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) feiert fröhliche Urstände und erreicht Zustimmungswerte (zweitstärkste Partei usw.), die sie ermutigen einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen zu wollen.
Mir fallen sofort Parallelen zu unserer Geschichte und zu dem Buch „Unterwerfung“ von Michel Houllebecq auf, so unterschiedlich die eigentlichen Inhalte auch sein mögen.

Letztendlich geht es darum, dass jemand die Schwäche eines Systems ausnutzt und sich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz positioniert. Zunächst unterstützt von einer Minderheit. Die Mehrheit schweigt und auf einmal … ist die Welt eine andere, weil man viel zu lange zugeschaut, zugewartet und stumm geblieben ist. Plötzlich schlägt das System alle Türen zu und man ist gefangen in einer Welt, die man so nicht haben wollte und schlimmste „Unerwartungen“ erfüllen sich!
Dann will es später keiner gewesen sein und man musste ja mitmachen, weil man sonst zu viele Nachteile befürchten musste.

Es ging uns noch nie so gut, wie uns heute in Mitteleuropa. Wissen wir es zu schätzen?
Alle Zahlen sprechen diese Sprache. Noch nie hatten wir eine so geringe Kindersterblichkeit, noch nie starben so wenige Frauen bei der Geburt, so wenige Verkehrstote gab es noch nie, eine so gute Gesundheitsvorsorge gab es noch nie, noch nie wurden die Menschen so alt wie heute, es gibt mittlerweile drei Generationen, die noch nie mit den direkten Auswirkungen eines Krieges umgehen mussten u.V.m.

Kurz gesagt, wie leben heute in Frieden, Wohlstand und Gesundheit, so wie es vor einigen Generationen noch nicht einmal Königen möglich war.
Unrat und Exkrementen entsorgte man damals auf Wegen und Straßen, Krankheiten und Seuchen waren an die Folgen, Speisen verdarben ohne Kühlung, eine Blinddarmentzündung konnte den Tod bedeuten und man starb oft nicht an einer der vielen Krankheiten, sondern an den Heilungsversuchen der Mediziner.
Viele Menschen starben an Hunger, lebten in Elend und mussten für Ihren Lehnsherren Leben und Gesundheit in unendlichen, sinnlosen und grausamen Kriegen lassen.
Die Macht der Religionen verdüsterten das Leben der Untertan für Jahrhunderte und tauschten die Lebenslust gegen die allgegenwärtige Angst vor dem jüngsten Gericht, Teufeln und Hexen ein.

In Summe war es noch nie besser als heute?
Wenn mich jemand fragen würde, in welchem Zeitalter ich leben wollte, würde mir die Antwort leicht fallen: In diesem!
Alles andere ist Verblendung und Wunschdenken!

Aber nicht alles ist gut!
Der vergleichbar große Reichtum des mittelalterlichen Königs spielte sich hinter hohen Mauern ab. Das heutige ausschweifende Leben, die Verschwendungssucht und der damit verbundene Umweltverbrauch findet aber vor den Augen der ganzen Welt in Film, Presse, Internet und auf öffentlich zugänglichen Plätzen statt.
Prasserei und Völlerei des wohlhabenden Teils der Welt reißt indigene Völker im brasilianischen Urwald ebenso mit ins Elend, wie es den eigenen unterprivilegierten Bevölkerungsschichten öffentlich eine lange Nase macht.

Auch heute ist der Wohlstand nicht gerecht verteilt. Herkunft und Vermögen bestimmen noch immer die Erwartung, die man an sein Leben haben darf. Bildungschancen und nahezu das ganze Leben hängen von diesen Parametern ab.
Allerdings kann man heute, manchmal nur mit viel Kraft und Selbstvertrauen, gepaart mit einem Quäntchen Glück des Fleißigen, zumindest der Armutsfalle entkommen.

Augenscheinlich ist die Anzahl derer, die sich schamlos mit ihrem Reichtum präsentieren und öffentlich damit protzen exorbitant gestiegen.
Lotterien suggerieren, dass alles für jeden möglich ist … und dann eigentlich doch nicht.
Der moderne Zeitgeist verspricht gleiche Chancen für alle. Wenn wir nur alle genügend gendern und 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich arbeiten. Dann würden wir alle die Segnungen des Reichtums spüren, wenn wir denn nur auf die Versprechungen der Freizeitindustrie hereinfallen. Für viele zerplatzt der Wunschballon aber bereits ehe er aufsteigen konnte.
Wir reisen die Umwelt zu tode, futtern uns rund und krank und verbrauchen bald die Ressourcen dreier Welten pro Jahr.

Die Alternative für Deutschland …
besteht aber trotzdem bestimmt nicht darin, den derzeit vehement auftretenden Demagogen auf den Leim zu gehen.
Alle Mitstreiter und Mitläufer dieser Rattenfänger und Hetzer gefährden mit ihrem Irrsinn die so verletzlichen und doch so kostbaren Errungenschaften unserer Gesellschaft, vor allem … unsere Demokratie, die zum Teil mit dem Blut der Vorfahren errungen wurde.
Man muss schon sehr verblendet sein zu glauben, dass bereits ein Regimewechsel dazu führen könnte plötzlich zu den Gewinnern zu gehören. Aber sie süßen Versprechungen erreichen Enttäuschte recht schnell!

Wir müssen unsere Demokratie schützen und uns einbringen!
Fortschritte in einer Demokratie sind immer Kompromisse, Ergebnisse langwieriger Verhandlungen und sie lebt vom Mitmachen auf allen Ebenen und vor allem davon, andere Meinungen, Lebensweisen und politische Ansichten zu respektieren. Schnelle Ergebnisse und Erfolge sind eher seltener und spielen Blendern dadurch in die Hände.
Engagement beginnt bereits in jeder funktionierenden Familie, im Verein, über die Kommunalpolitik, bis zur Landes- und Bundespolitik. Spätestens bei der Europa- und Weltpolitik kommen sie dann wieder aber wieder zum Vorschein, die vergessen geglaubte Denkmuster des egoistischen Menschen. Je ferner die Betroffene sind, desto weniger Empathie bleibt übrig.
Ellenbogen (was gehen mich die anderen an), Unverständnis (schau mal wie die Leben) und Kurzsichtigkeit (was kümmert mich das Leben nachfolgender Generationen) bestimmen plötzlich die öffentliche Diskussion, wenn dem verwöhnte Bürger den Popanz des Verlustes einiger Privilegien dräut.

Und über allem der grausame und zerstörerische Tenor der Kleriker:
Seit fruchtbar, mehret Euch und macht Euch die Erde untertan!

Wir lieben unsere eigenen Kinder so sehr, dass wir heute schon deren Welt von morgen zerstören.
Wir sind so mit uns selbst beschäftigt, dass uns das Elend anderer Völker kaum berührt.
Das Schlimmste aber, wir zerstören die Grundlage unseres eigenen Wohlstandes und unterstützen die, die die Axt anlegen nach besten Kräften.

Die Politiker sind mitverantwortlich!
Wer Bevölkerungsgruppen die Teilhabe am allgemeinen Fortschritt versagt, muss sich nicht wundern, wenn sie sich abwenden.
Wer Ängste großer Bevölkerungsteile totschweigt, muss sich auch mit deren Zorn auseinandersetzen.
Wer Stellvertreterprobleme in den Vordergrund stellt und Meinungseliten den Vorrang gibt, darf sich nicht wundern Ablehnung zu erfahren.
Wer vorrangig Minderheitenproblematiken beackert und darüber die Mehrheit vergisst, wird von dieser verlassen.
Und es wird immer eine Partei geben, die sich als Sprachrohr der Vergessenen aufspielt und als Rattenfänger die schöne Melodie des „Wir verstehen Euch“ aufspielt.

Die Medien sind mitverantwortlich!
Wenn man wegen der Quote jeder Hype kritiklos hinterherläuft, muss sich nicht wundern, dass man als Beschleunigunsgszentrifuge für gesellschaftliche Fehlentwicklungen tätig wird und das dann auch gesagt bekommt. Das ist dann keine unzulässige Medienschelte!
Und es wird immer Medien geben, die in die Lücke springen und den Ankläger spielen.

Die Bürger sind es selber schuld!
Denn … trotz aller Mitverantwortlicher ist Selbst- und Mitdenken erlaubt oder sogar dringend gefordert!
Und es wir immer jemanden geben, der eine einfache Lösung präsentiert, der der Unüberlegte nur zu gerne verfällt.

Dazu passt ein Plakat, dass ich bereits in einigen Abwandlungen gesehen habe:
Aus Protest AfD zu wählen, weil ihm die derzeitige Politik nicht gefällt, ist, wie in der Kneipe aus dem Klo zu trinken, weil das Bier gerade nicht schmeckt!

Aussagen zerreißen und wieder falsch zusammensetzen.
Es ist doch selbsterklärend, dass wir vorrangig dafür sorgen müssen, dass Menschen in ihrem eigenen Land ihr Leben gestalten können. Richtig ist aber auch, wenn wir deren dortige Lebensgrundlage durch die Auswirkungen unseres ungezügelten westlichen Konsums zerstört haben, dass wir dann zur umfänglichen Hilfe verpflichtet sind.

Wer aber immer noch in der Denkweise der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts verharrt, als wir alle der Meinung waren, dass uns unsere „Gastarbeiter“ nach einer gewissen Zeit wieder Richtung Heimat verlassen würden, der verweigert sich auch der Einsicht, dass wir in vielen Teilen der Welt Despoten unterstützt haben, ganze Völker versklavt haben und Rassismus gefördert oder zumindest toleriert haben. Das hat sich dann zum Teil in „Revolutionen“ unkontrollierbar entladen.
Leider waren die nachfolgenden Regierungen oft nicht in der Lage das Land in eine sichere Zukunft zu führen. Zum Teil auch deswegen, weil sie an den finanziellen Folgen unserer Entwicklungshilfe ersticken.

Hier ist ein weitreichendes Umdenken nötig.

Die Länder brauchen logistische und finanzielle Unterstützungen, hier darf man das Feld nicht anderen Hegemonilamächten überlassen.
Hilfe zur Selbsthilfe muss oben an stehen und wir dürfen deren Märkte nicht weiter mit billigen Exporten aus unseren Wohlstandsüberschüssen zerstören.
Wir müssen Hilfen für die Bewältigung der Klimakrisen in diesen Ländern leisten.
Kurz, es muss sich für die dortige Bevölkerung lohnen in ihrem eigenen Land zu bleiben. Sonst machen Sie sich auf den Weg.

Kommt es doch zur Migration, muss der Rechtsstaat prüfen, ob Einreise- und Bleiberechte bestehen und wenn nicht, muss man versuchen eine Rückführung zu veranlassen, auch wenn das mit Schwierigkeiten verbunden sein sollte. Diese müssen aber rechtsstaatlich einwandfrei und nachvollziehbar offengelegt werden, damit eine „vorübergehende“ Unterbringung in Deutschland auch in der Bevölkerung verstanden werden kann und Akzeptanz findet.

Ganz wichtig ist aber, dass die Migranten mit ihrem Schicksal in Deutschland und Europa nicht alleine gelassen werden.
Es sind keine Gäste, die sich an einen Tisch setzen und die vorherrschenden Tischsitten mit der Muttermilch eingesogen haben.
Es sind fremde Ethnien mit anderen Kulturen, Umgangsformen, Rechtsauffassungen und gesellschaftlichen Restriktionen.
Sie brauchen umgehend Sprachkurse und Hilfen den Alltag zu meistern, ohne überall anzuecken.
Das haben wir in den letzten Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. Wenn sich diese Menschen dann auch noch chancenlos fühlen, keine regulären Einkommen erzielen können und oft sogar eingepfercht werden, muss dieses bei den Migranten zu Parallelwelten, Kriminalität und Verzweiflung führen. Im gleichen Zuge führt es aber dann auch zu Akzeptanzproblemen und politischem Sprengstoff in der eigenen Bevölkerung.
Hier besteht dringender Handlungsbedarf!

Der Staat muss handlungsfähig bleiben!
Bei den hier dargestellten Problemstellungen ist es von ganz besonderer Wichtigkeit, dass wir unsere wirtschaftliche Basis nicht gefährden oder gar zerstören. Alle hier aufgeführten Aufgaben werden Unsummen von Geld verschlingen.
Wir dürfen den Staat nicht zusätzlich schwächen, indem wir ihm die Unterstützung verweigern und auf unsägliche Demagogen hereinfallen und in Folge dessen Staatsorgane lahm legen!

Das heißt, wir sind alle aufgefordert dazu beizutragen, dass der Staat alle seine Aufgaben erfüllen kann und die Mittel dazu hat.


Wir müssen staatliches Handeln kritisch begleiten und konstruktive Kritik überall dort anbringen, wo es nötig erscheint. Das dürfen auch Parteien am gesellschaftlichen Rand oder Gruppierungen, wie „Last Generation“, um nur einige zu nennen. Das kann und muss eine Demokratie ertragen, wenn die Gesellschaft deren Tun aktiv und aufmerksam verfolgt und informiert und skeptisch bleibt!
Das geht aber nicht, wenn große Teile der Gesellschaft unproduktiv sind oder der gesellschaftliche Konsens ist, dass derjenige der das System nicht ausnutzt der Dumme sei!

Die Alternative für Deutschland ist:
Sich verpflichtet fühlen mitzumachen uns sich zu bilden, in Diskussionen einzubringen, wählen zu gehen, Demagogen in die Schranken zu verweisen, nicht demokratische Kräfte zu benennen und zu bekämpfen und die demokratische Grundordnung mit allen Kräften zu verteidigen.
Und ganz wichtig … verbessern, was zu verbessern ist! Manchmal vielleicht auch ruppig, aber nicht im Rückschritt, sondern den Fortschritt als Ziel!

Auch hier gilt wie meistens:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Denn:
Wenn einmal ein Außerirdischer auf die Erde blicken sollte, sollte er intelligentes Leben vorfinden können und nicht braunen oder roten Sumpf!