Gesellschaft und Politik

Intelligenz der anderen Art
Wie klug sind Tiere?
Lange Zeit trauten wir anderen Spezis nur wenig zu, doch neue Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung zeichnen ein verblüffendes Bild
(DerStandard, 04/2023, David Renner)

Was folgt daraus?
Muss sich der Mensch selbst und vor allem sein Umgang mit den Tieren in Frage stellen?

David Renner verweist in seinem Artikel im DerStandart, Was Tiere denken, auf die neuesten Forschungsergebnisse, wonach sich die Einschätzung zur tierischen Intelligenz dramatisch gewandelt hat.

So besitzen z.B. Oktipoden erstaunliche kognitive Fähigkeiten. Sie können durch Beobachtungen lernen, vorausschauend handeln, Werkzeuge nutzen, und menschliche Gesichter unterscheiden. Sie finden aus komplexen Labyrinthen heraus, entkommen aus zugeschraubten Gläsern und spielen sogar kerne, offenbar aus reinem Vergnügen. Darüber hinaus mehren sich die Anzeichen, dass sie sogar träumen und sich untereinander sreiten. Bei schlechter Laune bewerfen sie Artgenossen schon einmal mit Schlamm und Muscheln.
Fachleute vergleichen ihre Intelligenz mit der von Hunden, dabei denken sie mit den Armen, denn sie haben kein zentrales Nervensystem wie Säugetiere, sondern zwei Drittel der Neuronen befinden sich in ihren Extremitäten.

Der Kognitionsforscher, Ludwig Huber, von der Veterinärmedizinischen Universität Wien weist darauf hin, dass die Entdeckung verblüffender Verstandesleistungen bei immer mehr Tiergruppen, denen bisher nur Instinktgetriebenheit zugeschrieben wurde, nicht nur die Forschung selbst auf den Kopf stelle, sondern würden auch noch für gewaltige Irritationen bei Menschen sorgen, da unsere wachsenden Erkenntnisse über Tiere große ethische Implikationen mit sich bringen würden.
Für seine Forschung bedient er sich eines „Sextett der tierischen Intelligenz“. Dabei handele es sich um Denkleistungen, die bei uns Menschen ohne Bewusstsein nicht möglich wären. Wenn er diese bei Tieren nachweisen könnte, dann sei dort wahrscheinlich auch Bewusstsein im Spiel.
Dabei handelt es sich um Folgende Fähigkeiten:
– Herstellung und Handhabung von Werkzeugen
– Verständnis für Kausalität
– Vorausschauendes Handeln
– Episodisches Gedächtnis
– Zu wissen, was man weiß und was nicht
– Die Perspektive eines Gegenübers einzunehmen
Huber zeigt anhand zahlreicher empirischer Forschungsergebnisse, dass sich diese Kategorien auf überraschend viele Tierarten anwenden lassen. Dazu zählen Menschenaffen, Delfine, Ratten, Elefanten, aber auch Fische, Frösche und Schildkröten. Darüber hinaus aber auch Oktopoden und sogar Bienen und Hummeln, die sogar Werkzeuge benutzen können, um an Nahrung heranzukommen. Sie können Techniken offenbar nicht nur selber erlernen, sondern sogar von Artgenossen „abschauen“. Sie können in einem kleinen Zahlenraum zählen und menschliche Gesichter unterscheiden.
Wenn man berücksichtigt, mit welch kleinem Insektengehirn diese Leistungen erbracht werden, dürfen wir auf zukünftige Forschungsergebnisse aus der Kognitionsforschung im Tierreich gespannt sein.
Beim hinreichend bekannten „Spiegeltest“ erkennen sich etliche Tierarten selber und die Individuuen innerhalb einer Art verhalten sich jeweils auffällig unterschiedlich. Man kann dabei die mentalen Prozesse zwar nicht direkt darstellen, aber erkennen, wie sich die Eigenwahrnehmung mit der Zeit verändert.
Huber stellt die Frage in den Raum, ob der Mensch sich weiterhin so überheblich über die Tierwelt stellen kann. Ethisches Handeln dürfe sich nicht nur darauf beschränken keine vermeidbares Leid zu verursachen, sondern auch darauf Lebenschancen vorzuenthalten.

Aber damit kann man es meiner Meinung nach nicht bewenden lassen.
Diese Erkenntnisse müssen zügig in die Politik getragen werden, sobald sie belastbar sind und müssen zu einer Neubewertung des menschlichen Tierverbrauchs führen.